Schnitt / pattern Nr. 6
English version below
Text by Jannik Prüser, for further information contact @cartagiacos, j.prueser@web.de
Patterns made by Hochschule Hannover, Fakultät III - Medien, Information und Design
Photos by Historisches Museum Hannover, JanWillem.Huntebrinker@hannover-stadt.de
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Schnitt für eine Sturmhaube (WM II 20)
Zu den kostbarsten Stücken, die sich im Nachlass von Herzog Moritz erhalten haben, gehören drei helmförmige Hüte (WM II 19, WM II 20, WM II 21). Im einem Inventar von 1616 werden diese auf 206 Mark und 4 Schilling geschätzt. Eine stolze Summe, wenn man bedenkt, dass er sich davon 25 seidene Sommerwämser hätte anfertigen lassen können, die mit sehr viel weniger veranschlagt wurden. Auf den ersten Blick dem bekannten spanischen Morion ähnelnd, handelt es sich hier jedoch um Sturmhauben, einem beliebten Helmtypus des 16. Jahrhunderts. Kopfbedeckungen wie diese haben sich nur selten erhalten und wurden vermutlich zu besonderen Anlässen getragen – in diesem Fall wahrscheinlich von Moritz Leibwachen. Ein ähnlicher Hut, jedoch in Form einer Schützenhaube, hat sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (Inv. T 34) erhalten.
Moritz Sturmhauben sind aus Filzstücken gefertigt, die mit schwarzem Samt bezogen und überwendig zusammengenäht wurden. Da der Samt heute in großen Teilen zerschlissen ist, lassen sich die Stiche an den Rändern der Schnitteile gut erkennen. Ein Futter aus Leinenstoff, das die Innenseite der Hüte auskleidete, ist inzwischen nur noch in Resten erhalten. Alle drei Hauben sind aufwendig bestickt und verziert – verarbeitet wurden unter anderem Perlen und Rubine.
Auf beiden Seiten der Hüte wurde das Wappen des Herzogtums Sachen-Lauenburg aufgebracht, zusammen mit den Initialen A 99 (Anno 1599), H. M. Z. S. (Herzog Moritz zu Sachsen) und I. G. A. D. V. M. (Auflösung der Devise noch unklar).
Anders als andere Hüte dieser Art sind die Sturmhauben des Herzogs nicht versteift und lassen sich ohne Schwierigkeiten zusammenklappen. Vielleicht sollte so der Transport der kostbaren Kopfbedeckungen erleichtert werden – denkbar ist, dass die Hüte über stählerne Hirnhauben gezogen wurden, wodurch die herzogliche Leibgarde Schmuck und Schutz kombinieren konnte. Möglich ist auch, dass eine ursprünglich vorhandene Versteifung der Hüte im Laufe der Jahrhunderte oder bei späterer Restaurierung zerstört wurde – und die Helme daher heute faltbar sind.
Anmerkung
Jahrhunderte unsachgemäßer Lagerung haben die Form der Hüte verändert, der vorliegende Schnitt repräsentiert die aktuelle und weicht vermutlich von den Schnittmustern ab, die Moritz Hutmacher vor über 400 Jahren benutzte. Zudem wurden die Sturmhauben während Konservierungsmaßnamen verändert.
Dies ist ein offenes Forschungsprojekt. Du weißt etwas, dass wir nicht wissen? Dann teile es uns bitte mit!
Pattern for a Burgonet (WM II 20)
Among all the extant garments of Duke Moritz, his three velvet hats are especially valuable – in 1616, the hats were estimated at 206 Mark and 4 Schilling (WM II 19, WM II 20, WM II 21). A hefty sum when you consider that he could have made 25 silk summer doublets for significantly less. Appearing like the well-known Spanish Morion helmet at first glance, these hats are actually Sturmhauben (Burgonet), a popular style of helmet worn in the 16th century. Helmet-shaped hats like these rarely survived to the modern day and were most likely worn at special occasions – in this case, these Burgonets might have been worn by the dukes´ bodyguards. A similar velvet hat, shaped like a Cabasset, has been preserved in the Germanisches Nationalmuseum in Nürnberg (Inv. T34).
The dukes´ Burgonets are made of thick felt panels that were covered with black velvet. The separate pieces were whip stitched together. Due to the bad state of the velvet, the stitches are now clearly visible on the edges of the pieces. The original linen lining has disintegrated and was replaced during conservation. All three Burgonets are heavily embroidered and decorated – among other things, pearls and rubies were used to adorn the hats.
The coat of arms of the duchy of Sachsen-Lauenburg was embroidered into both sides of the hats, together with the initials A 99 (Anno 1599), H. M. Z. S. (Duke Moritz of Saxony) and I. G. A. D. V. M. (meaning remains unknown).
Unlike other hats of this style, the dukes´ Burgonets are soft and foldable – transporting the precious hats might have been easier this way. It's also possible that Moritz´ bodyguards were wearing metal skull caps under the Burgonets, thus combing fashion and protection. But perhaps, the original shape just lost in time or destroyed during later conservation, giving the impression of a foldable hat.
Note
It should be noted that centuries of improper storage changed the shape of the hats; this pattern shows the current shape of the garment and might be different from the pattern used by the hatter over 400 years ago. Also, the appearance of the Burgonet was altered during conservation in the 20th century.
This is an open research project. You know something we don't? Then please let us know!
Schnitt/pattern WM II 20
WM II 20
WM II 20
Amman, Jost, 1578 oder später, Reiter und Läufer nach links (aus dem Kunst- und Lehrbüchlein etc., dem Stamm- und Wappenbuch etc. oder aus Ritterliche Reutter Kunst etc.),https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/963224, Staatliche Kunstsammlung Dresden, Kupferstichkabinett (A 1925-253)
WM II 20