Schnitt / pattern Nr. 5
English version below
Text by Jannik Prüser, for further information contact @cartagiacos, j.prueser@web.de
Patterns made by Hochschule Hannover, Fakultät III - Medien, Information und Design
Photos by Historisches Museum Hannover, JanWillem.Huntebrinker@hannover-stadt.de
Schnitt für einen Mantel (WM II 35)
Verließ ein Mann, der anständig gekleidet sein wollte, im 16. Jahrhundert das Haus, trug er über dem Wams einen Mantel. Zum Zeitpunkt seines Todes besaß Herzog Moritz drei Mäntel. Einer dieser war aus schwarzem, als „grobgroin“ bezeichneten Seidenstoff gefertigt, mit goldenem Posament verziert und mit „Widerschein Tafft“ gefüttert. Ein weiterer aus ebensolchem Material war mit silbernem Posament geschmückt und mit blauem Taft gefüttert. Der dritte hingegen, der sich erhalten hat, wurde aus schwarzem Seidensamt angefertigt, mit goldenem Posament verziert und mit grünem Seidentaft ausgeschlagen. Heute oft als “spanischer Mantel” bezeichnet, waren kreisförmige Mäntel wie dieser im 16. Jahrhundert in ganz Europa beliebt und verbreitet.
Der Mantel wurde aus mehreren Stoffbahnen schwarzen Samtes zusammengesetzt, von denen nur noch Reste die Zeit überdauert haben. Das einstige grüne Seidenfutter ist nicht mehr vorhanden, es wurde bei Restaurierungsmaßnahmen wie große Teile des Samtes ersetzt. Der Kragen besteht aus drei Teilen: einem Unterkragen, einem Oberkragen und einem dekorativen Besatzstreifen, der die Außenkante schmückt. Unter- und Oberkragen sind mit einem groben Leinenstoff verstärkt, der Besatz mit einem blauen Wolltuch. Vordere Mitte und Saum des Mantels sind mit einer gold-silbernen, ca. 4 cm breiten Metallborte besetzt, die sich ebenfalls in Reihen auf den Besatzstreifen am Kragen findet. Abgesehen vom Kragen wurden vermutlich keine Einlagen oder Innenfutter verwendet, um den Mantel in Form zu bringen.
Anmerkung
Jahrhunderte unsachgemäßer Lagerung haben die Form des Mantels ggf. verändert, der vorliegende Schnitt repräsentiert die aktuelle und weicht vermutlich von den Schnittmustern ab, die Moritz Schneider vor über 400 Jahren benutzte.
Dies ist ein offenes Forschungsprojekt. Du weißt etwas, dass wir nicht wissen? Dann teile es uns bitte mit!
Pattern for a cloak (WM II 35)
In the 16th century, few gentlemen would leave their houses with just a doublet covering their upper body - it was common to wear an additional outer layer, like a coat or a cloak. At the time of his death, Duke Moritz owned three cloaks, two made of black silk, one made of plain silk velvet. The silk cloaks disappeared without a trace, yet the velvet cloak survived to this day. The pattern presented here is based on this extant cloak. Often referred to as “Spanish cloak” in German costume literature, circular cloaks like Duke Moritz´ were actually widespread and fashionable all over 16th century Europe.
The cloak is made of several panels of velvet. The original lining – made of green silk - vanished, instead a green silk lining was installed in the 20th century. The turn-down collar consists of three parts: the lower collar, the upper collar, and a decorative binding covering the outer edge of the upper collar. The upper and lower collar are interlined with a coarse linen fabric, the binding is interlined with a coarse blue wool. Gold/silver trim was used to decorate the outer edges of the cloak, the same trim was used to decorate the binding strip covering the collar. Except for the collar, no additional interlining was used to keep the cloak in shape
Note
It should be noted that centuries of improper storage changed the shape of the cloak; this pattern shows the current shape of the garment and might be different from the pattern used by the tailor over 400 years ago. Also, the appearance of the cloak was heavily altered during conservation in the 20th century.