Schnitt / pattern Nr. 1

English version below

Text by Jannik Prüser, for further information contact @cartagiacos, j.prueser@web.de

Pattern made by Hochschule Hannover, Fakultät III - Medien, Information und Design

Photos by Historisches Museum Hannover, JanWillem.Huntebrinker@hannover-stadt.de

Download Schnittmuster WAMS

Download Schnittmuster HOSE

Download pattern DOUBLET

Download pattern BREECHES

Schnitt für rotes Samtwams (WM II 12)

Der vorliegende Schnitt wurde von einem roten Samtwams abgenommen, das zusammen mit der Hose einen zusammenhängenden Anzug ergab. Eine Besonderheit sind die weiten Ärmel, deren Form sonst eher bei zeitgenössischen Reitröcken zu finden ist. Die Ärmel lagen am Handgelenk eng an, sodass der Stoff über die Hand des Trägers hing. Geschlossen wurde das Wams mit einer dichten Reihe von Knöpfen. Die ursprünglichen Knöpfe waren nicht direkt auf das Wams aufgenäht, sondern hingen an starken Fäden, die durch Nestellöcher hindurch an der Innenseite des Wamses festgenäht waren. An der Taille, verdeckt durch die Schöße, befindet sich eine Reihe von eisernen Ringen, mit deren Hilfe das Wams mit der dazugehörigen Hose verbunden wurde. Nach heutigen Maßstäben ist das Wams sehr kurz, reicht es doch nur bis zur Taille. Es hat kein steifes Innenfutter, wurde jedoch an mehreren Stellen gepolstert und abgesteppt, um ihm seine modische Form zu verleihen. Am prägnantesten lässt sich diese Technik am Bauch erkennen, wo das Wams aufgrund üppiger Polsterung einen sogenannten “Gansbauch” bildet. Wo zusätzliche Stabilität nötig war (wie unter den Knopflöchern und den Schößen) wurde das Wams anstelle von Leinen mit einem festen Wollstoff abgefüttert.

Schnitt für rote Samthosen

Der vorliegende Schnitt wurde von einem Paar roter Samthosen genommen, die um das Jahr 1600 für Herzog Moritz von Sachsen Lauenburg angefertigt wurden. Zu diesem Zeitpunkt war der Herzog vermutlich um die 1,75-1,79 m groß, sein Taillenumfang betrug 113 cm. Verglichen mit anderen erhaltenen Kleidungsstücken dieser Zeit war die Hose erstaunlich modern – Hosen mit dieser Form wurden noch bis in den 30jährigen Krieg hinein getragen. Eine weitere “moderne” Eigenschaft der herzoglichen Hose waren die eisernen Haken, die in die Taille eingearbeitet wurden. Mit diesen Haken konnte die Hose in entsprechende Eisenringe eingehakt werden, welche wiederum am Wams des Herzogs festgenäht waren. Da Moritz Hose um die Hüfte ungewöhnlich geräumig ausfällt, ist es gut denkbar, dass sie ursprünglich über einem Hüftwulst (einem ausgepolsterten Beutel aus Leinenstoff) getragen wurde. Dieser hätte der Hose von innen die zeittypische, voluminöse Silhouette verschafft – vermutlich war der Hüftwulst aber schon aus der Mode und kam so nicht mehr zum Einsatz. Der zeitgenössischen Mode folgend trug der Herzog seine Hosen auf Höhe der Taille; unterhalb des Knies lag der Bund eng an und wurde mit Haken und Ösen geschlossen. In den Seitennähten befinden sich geräumige Taschenbeutel. Obwohl Schamkapseln um 1600 noch immer modisch waren, wurde Moritz Hose ohne angefertigt. Der Hosenschlitz wurde innen mit einem rechteckigen Stück gehackter Seide verdeckt, zusätzlich konnte dieser noch mit Haken und Ösen geschlossen werden.

Anmerkung

Es muss angemerkt werden, dass Jahrhunderte der unsachgemäßen Lagerung die Form der Hose und des Wamses verändert haben, die vorliegenden Schnitte repräsentieren die aktuelle Form und weichen vermutlich von den Schnittmustern ab, die Moritz Schneider vor 400 Jahren benutzte.

Dies ist ein offenes Forschungsprojekt. Du weißt etwas, dass wir nicht wissen? Dann teile es uns bitte mit!

Pattern for red velvet breeches (WM II 12)

Text by Jannik Prüser, for further information contact @cartagiacos, j.prueser@web.de

This pattern is based on a pair of red velvet breeches, made around 1600 for duke Moritz von Sachsen - Lauenburg. They were made for a man with a high of ca. 1,75 - 1,79 m and a waist of ca. 113 cm. Compared to other extant garments from this time, the breeches are quite modern, already resembling a style of breeches still worn in the Thirty-Years War. Another “modern” feature of the dukes´ breeches are the iron hooks sewn into the waistband; they could be used to hook the breeches into corresponding iron rings sewn to the doublet. As the velvet breeches are unusually spacious around the hips, it is easy to imagine that they were originally intended to be worn with a padded roll, meant to pad out the hip area. Following the fashion of the time, the duke's breeches were worn on the natural waist and tightly closed under the knee with strong hooks and eyes. Although fashionable around 1600, the breeches don't feature a codpiece - instead, the front opening is covered by a rectangular piece of pinked silk, whip stitched to the lining of the breeches. On top of that, the opening could be closed with small hooks and eyes.

Pattern for red velvet doublet

This pattern is based on a red velvet doublet, made at the same time as the breeches. A special feature are the wide sleeves, resembling a style of sleeves often associated with riding coats. The sleeves would be tightly closed around the wrist with a single button, leaving the extra length of the sleeves to hang down the hand of the wearer. The doublet is closed with a row of tightly spaced buttons and buttonholes. The original buttons were not directly sewn to the edge of the doublet front, but sewn to the inside of the doublet, with strands of heavy yarn going through eyelet holes. Around the waist, several large iron rings are sewn to a strip of linen. These rings were used to connect doublet and breeches. By modern standards, the doublet is quite short - it's just reaching to the natural waist. Even though the doublet features no heavy interling, its linen lining is padded around the armholes and the belly, creating a fashionable peascod belly or “Gansbauch”. Where the doublet needed extra stability, wool was used as a facing instead of linen (under the buttonholes and at the skirts).

Note

It should be noted that centuries of improper storage changed the shape of both garments - this pattern show the current shape of the breeches/the doublet and might be different from the pattern used by the tailor 400 years ago.

This is an open research project. You know something we don't? Then please let us know!

Maya Brockhaus